Buchempfehlung

Ermutigungen - ausgewählte Schriften

"Dieses Buch hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen,  weil ich hier – für mich erstmals - eine andere Art des Umgangs mit der Schizophrenie, einen anderen Ansatz als den auch heute noch in der Psychiatrie dominierenden vorfand,  der mir Grund zum Nachdenken gibt.

Vorweg gesagt: dies ist kein Buch, das man in einem Zug durchlesen kann. Es ist eine Aneinanderreihung von Reden, Briefen und Aufsätzen die zu jeweils unterschiedlichen Anlässen die Lebenserfahrungen von Dorothea Buck  und deren Konsequenzen daraus wiedergeben. Dabei sind Wiederholungen nicht vermeidbar, aber auch nicht wirklich störend.

Die Autorin war in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts selbst an Schizophrenie erkrankt und entkam zwar nicht der Zwangssterilisation in der Nazizeit, jedoch – vielleicht nur aus Glück – der Vernichtung abertausender psychisch Kranker. Die Unterstützung dieser Maßnahmen durch die überwiegende Mehrheit der Psychiater, Pfleger,  Juristen und auch kirchlicher Amtsträger, führt sie auf eine falsche Sicht auf die Erkrankung und daraus folgend auf die erkrankten Menschen zurück, durch die aus Ihnen Objekte der Behandlung, nicht aber Mitmenschen wurden (und damit das Mitleid ausgeschaltet wurde).

Die Tradition dieser Behandlungen und Sichtweisen stellt sie eindringlich dar und entwickelt daran  eine an den Sichtweisen Sigmund Freuds und C.G. Jungs orientierte Sicht der Behandlungs- und Heilungsmöglichkeiten. So sieht sie die Schizophrenie als den Einbruch des Unbewussten in das Bewusstsein des Kranken auf der Basis einer für ihn nicht lösbaren Lebenskrise, die nicht vorrangig medikamentöse Mittel, sondern Zuwendung und einen Dialog mit den Kranken erfordere.

Dabei schöpft Sie aus ihren eigenen Krankheitserfahrungen und –erlebnissen, und als Ergebnis ihre eigene Heilung nach fünf Schüben der Erkrankung und ihre nun Jahrzehnte währende Gesundung als lebender Beweis ihrer Ansichten.
Dorothea Buck ist die große alte Dame der Bewegung der „Psychiatrie-erfahrenen“ und hat an deren Organisation ebenso wie an der Entwicklung des Trialogs zwischen dem psychiatrischen Personal, den Erkrankten und deren Angehörigen an vorderster Stelle mitgewirkt.

Sie hat mir mit diesem Buch viele Anstöße zum Nachdenken gegeben und bei mir die „Lust auf mehr“ aus der Hand dieser Autorin hinterlassen."

Rezension von Klaus Richter


Dorothea Buck
Paranus Verlag
1. Auflage 2012
240 Seiten, 19,95 €
ISBN 978-3940636-21-8