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Ob Sie nun Eltern, Kind, Geschwister, Partner oder Partnerin eines psychisch kranken Menschen sind - insbesondere wenn Sie noch nie mit seelischen Erkankungen oder der Psychiatrie zu tun hatten - sehen Sie sich einer Vielzahl von Fragen und Unsicherheiten gegenüber.

Mit der inzwischen über 40-jährigen Erfahrung aus der Angehörigenbewegung möchten wir versuchen, Ihnen ein wenig Orientierung und Hilfestellung zu geben.


Erkrankung, Therapie, Hilfesystem

Erfahrungsgemäß drehen sich zu Beginn der Erkrankung eines Familienmitglieds viele Fragen um

  • das Krankheitsbild
  • die Therapiemöglichkeiten
  • das Hilfesystem und
  • die Aussichten auf Besserung oder Genesung.

Dazu finden Sie auf diesen Seiten in kurzen Beiträgen Grundlegendes. Wir weisen Sie auf ausführlichere Texte hin, wenn Sie sich weiter informieren möchten.

Jeder dieser Punkte könnte für sich genommen dicke Bücher füllen; in der Tat ist die Literatur dazu schier unübersehbar. Möglicherweise werden Sie selbst bereits festgestellt haben, wie kompliziert und nicht selten widersprüchlich medizinische Begriffe und Lehrmeinungen, Rechtsgrundlagen und erst recht das Hilfesystem sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verhältnisse von Bundesland zu Bundesland, ja nicht selten von Kreis zu Kreis unterschiedlich sind.

Wir können Ihnen daher nur eine allgemeine Orientierung bieten, damit Sie an Ihrem Wohnort gezielter und besser informiert nach den Hilfen suchen können, die Sie und Ihr psychisch krankes Familienmitglied brauchen.

Um es gleich vorweg zu sagen: Bei dieser Suche sollten Sie sich auf unangenehme Überraschungen gefasst machen, denn um Hilfen ist es nicht überall zum besten bestellt. Das fängt mit der fehlenden Krisenhilfe an und hört bei der mangelnden Nachsorge nach einem Klinikaufenthalt noch lange nicht auf. Ob die genannten Hilfemöglichkeiten in Ihrer Nähe vorhanden sind, in welcher Zahl und Qualität, diese Frage lässt sich nur vor Ort beantworten. Wir möchten Sie ausdrücklich ermuntern, nicht klein beizugeben oder sich einschüchtern zu lassen, wenn Sie Hilfen vermissen oder Missstände sehen. Wenden Sie sich an die Verantwortlichen, suchen Sie Unterstützung in der Öffentlichkeit, durch Angehörigengruppen und die Landesverbände!

Ebenso wie beim ambulanten Hilfesystem sind auch auf der medizinischen und therapeutischen Seite Wunsch und Wirklichkeit nicht immer deckungsgleich: Weder gibt es letzte Gewissheit über Ursache und Entstehung psychischer Erkrankungen, noch gibt es „das“ Patentrezept, mit dem sie geheilt werden könnten. Diese Feststellung mag Sie vielleicht erschrecken, aber sie gilt – was viele nicht wissen – für eine sehr große, wenn nicht die Mehrzahl aller Erkrankungen, denken Sie nur an Rheuma oder Diabetes. So gesehen, unterscheiden sich psychische Krankheiten nicht von anderen.


Ihr Rolle als Angehörige

Mit zunehmender Dauer der Erkrankung Ihres Familienmitglieds werden sich Ihnen mehr und mehr auch Fragen zu Ihrer Rolle und Ihren Gefühlen als Angehörige stellen. Das sind Prozesse, die schon in vielen Familien abgelaufen sind, oft schmerzliche Prozesse, die aber die Chance eröffnen, zu einem besseren und entspannteren Zusammenleben zu kommen. Auch in diesem Bereich gibt es keine Patentrezepte - aber es gibt viele Erfahrungen, die in den Selbsthilfegruppen gebündelt sind und die Ihnen helfen können, Ihren eigenen Weg zu finden.

Wir möchten Ihnen Mut machen, sich den Herausforderungen zu stellen, die eine schwere psychische Erkrankung eines Familienmitglieds mit sich bringen, dabei aber Ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu beachten, um sich selbst physisch und psychisch gesund zu erhalten. Sie finden in dieser Rubrik einige Aufsätze zu dieser Thematik, die wir Ihnen ausdrücklich empfehlen wollen.