Schizophrene Psychosen

Bei der Schizophrenie handelt es sich um eine relativ häufig auftretende, schwere psychiatrische Erkrankung. Das durchschnittliche Erkrankungsrisiko liegt bei etwa einem Prozent der Bevölkerung. Weltweit sind etwa 45 Millionen Menschen betroffen (in Deutschland rund 800 000), unabhängig von ihrer ethnischen oder kulturellen Zugehörigkeit, ihrem Einkommen oder Bildungsstand.

Das Wort „schizophren“ lässt sich mit „Spaltung der Seele“ übersetzen. Damit ist keinesfalls, wie oft angenommen, eine „gespaltene Persönlichkeit“ gemeint. Vielmehr wird mit dem Begriff „schizophren“ das Vorhandensein von zwei nebeneinander bestehenden Wahrnehmungswelten umschrieben.

Zum einen nehmen schizophren Erkrankte die Realität so wahr wie ihre Umwelt auch. Gleichzeitig erleben sie eine andere Realität, die für Gesunde schwer nachvollziehbar ist. Fühlen, Denken und Handeln sind verändert. Wenn auch der Ausbruch der Krankheit in fast jedem Alter möglich ist, so beginnt mehr als die Hälfte der schizophrenen Psychosen zwischen der Pubertät und dem 30. Lebensjahr. Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen, jedoch liegt bei Frauen der Beginn der Ersterkrankung meist später.

Symptome

Das Krankheitsbild wird durch so genannte Positiv- und Negativ-Symptome bestimmt. Zu den Positiv-Symptomen zählen Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Denkstörungen und bizarre Verhaltensweisen. Dies wirkt auf das Umfeld absonderlich und beunruhigend und löst Angst aus, auch beim Betroffenen selbst. Die Gefahr eines Suizides ist hoch!

Die Negativ-Symptome beschreiben einen allgemeinen Aktivitätsverlust, der mit Sprachverarmung, Störungen des Gefühls- und Gemütslebens einhergeht, die zu reduzierter geistiger Aktivität und zum Rückzug führen können.

Therapie

Die Behandlung von schizophrenen Psychosen erfolgt heute fast immer mit Medikamenten und unter Einbeziehung psycho- und soziotherapeutischer Maßnahmen. Sie erfordert von den Behandlern Erfahrung, Einfühlungsvermögen und von allen Beteiligten Geduld und gute Zusammenarbeit, denn oft braucht es Zeit, um die individuell geeignete Therapie herauszufinden.

Medikamentöse Therapie

Die Wahl der Medikamente (man spricht auch von Antipsychotika oder allgemein von Neuroleptika) orientiert sich an den zu beeinflussenden Symptomen: Halluzinationen oder Wahnvorstellungen sind am besten durch sogenannte hochpotente Neuroleptika zu beeinflussen, die nur einen gering beruhigenden Effekt haben.

Bei starker Unruhe werden bevorzugt sogenannte niederpotente Neuroleptika eingesetzt, die weniger antipsychotisch als sedierend (beruhigend) wirken.

Eine besondere Gruppe moderner Medikamente nennt man „atypische Neuroleptika“ oder auch „Atypika“ wegen ihrer speziellen Zusammensetzung und Wirkungsweise. Sie sind häufig besser verträglich als herkömmliche Neuroleptika. Generell machen Neuroleptika nicht abhängig.

Medikamente gibt es als Tabletten, Spritzen und Depotpräparate, jedoch stehen nicht alle Präparate in allen diesen Darreichungsformen zur Verfügung.

Wie viele andere Medikamente auch, haben Neuroleptika Nebenwirkungen, insbesondere auf die Motorik und den Kreislauf, die sehr belastend sein können. Patienten beklagen dies häufig genauso wie die Tatsache, dass mit ihnen nur Symptome unterdrückt würden. Manchmal hört man auch die Forderung, Psychosen sollten ohne Beeinflussung durch Psychopharmaka ausgelebt werden können.

Diese Haltung übersieht vielfach das Leiden der Betroffenen und auch ihrer Familien. Da durch Neuroleptika der Dialog zwischen dem Patienten und seiner Umgebung verbessert, oft sogar erst wieder möglich wird, unterstützen Angehörige vor allem in akuten Krankheitsphasen meist die medikamentöse Therapie, trotz der teilweise belastenden Nebenwirkungen.

Psychotherapie

Während der Akutphase der schizophrenen Psychose brauchen Patienten vor allem ausreichende Rückzugsmöglichkeiten, um sich vor Überstimulierung und Überreizung zu schützen.

Es ist daher nicht sinnvoll, wenn Sie als Angehörige in dieser Phase therapeutische Gespräche einfordern. Nach Abklingen der akuten Symptomatik besteht bei dem Erkrankten aber häufig ein großes Bedürfnis, über die zurückliegenden Ereignisse zu sprechen, um das Erlebte verarbeiten zu können. Dann sollte ein psychotherapeutisches Angebot gemacht werden!

Es würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, wenn hier auf die Vielfalt der verschiedenen psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten ausführlich eingegangen würde. Deshalb im Folgenden nur einige Hinweise.

Grundsätzlich sollten die Behandler allen Patienten gegenüber eine allgemein stützende psychotherapeutische Grundhaltung an den Tag legen. Dies umfasst:

  • seelische Unterstützung durch Gespräche und persönlichen Beistand,
  • patientengerechte Information über die Erkrankung und die Behandlung,
  • Hilfestellung, die Erlebnisse während der akuten Erkrankung zu verarbeiten,
  • Unterstützung in der längerfristigen Auseinandersetzung mit der Erkrankung,
  • Information und Gespräche auch für Angehörige.

Nach der Akutphase sollten spezielle psychotherapeutische Verfahren, stets angepasst an das individuelle Bedürfnis des Patienten und in Absprache mit dem behandelnden Arzt, angeboten werden. Es sind dies:

  • Entspannungsverfahren
  • Stützende Psychotherapie
  • Verhaltenstherapeutische Verfahren

Der Psychotherapeut sollte Erfahrung mit der Behandlung von Psychosen haben.

Aussichten

Die Heilungschancen für schizophrene Psychosen sind besser, als früher angenommen wurde. Eine Faustregel besagt, dass ein Drittel der Patienten einmal im Leben eine Krankheitsphase erleidet, die vollständig ausheilt. Bei einem weiteren Drittel der Erkrankten treten immer wieder Krankheitsschübe auf, die Betroffenen können jedoch bei entsprechender therapeutischer Begleitung weiterhin ein relativ normales Leben führen. Bei einem letzten Drittel nimmt die Schizophrenie einen chronischen Verlauf und führt zu unterschiedlich starker Einschränkung der Lebensqualität und der Notwendigkeit lebenslanger Unterstützung.

„Die“ schizophrene Psychose gibt es nicht! Jede hat ihre Besonderheiten. Das macht das Verständnis der Krankheit und das Zusammenleben mit dem Erkrankten für Angehörige schwierig und erfordert Einfühlungsvermögen, Geduld und Informiertheit. Angehörigengruppen können sehr hilfreich sein.