Zwangserkrankungen

Zwangsstörungen wurden lange als seltene psychiatrische Erkrankung angesehen. Nach neueren Daten treten sie aber bei ca. ein bis zwei Prozent der Gesamtbevölkerung auf, bei Frauen etwas häufiger als bei Männern. Erste Anzeichen finden sich in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter. Der erste Kontakt zu therapeutischen Einrichtungen findet durchschnittlich sieben Jahre nach dem ersten Auftreten der Störung statt.

Woran erkennt man eine Zwangserkrankung?

Behandlungsbedürftige Zwangsstörungen erkennt man an sich wiederholenden Ritualen, die viele Stunden andauern können. Die Betroffenen sind sich dabei der Sinnlosigkeit ihres Verhaltens bewusst.

Die meisten Zwangshandlungen sind ausgeprägtes Kontrollieren, Waschen, Zählen, Ordnen und Sammeln. Merkmale sind:

  • Zwangsgedanken oder -handlungen (oder beides) treten über einen Zeitraum von mindestes zwei Wochen auf.
     
  • Sie werden als eigene Gedanken anerkannt und nicht etwa als von anderen Personen oder äußeren Einflüssen vorgegeben angesehen.
     
  • Sie wiederholen sich ständig und werden als unangenehm und sinnlos empfunden.
     
  • Der Betroffene versucht, Widerstand gegen die Zwangssymptome zu leisten, hat damit aber keinen Erfolg.
     
  • Der Betroffene leidet unter seinen Zwangssymptomen und wird durch den hohen Zeitaufwand in seinen sozialen Kontakten und seiner persönlichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt.


Therapie

Die Behandlung der Zwangserkrankungen galt lange Zeit als schwierig. Besondere Bedeutung für den Erfolg hat eine gute therapeutische Beziehung. Aufklärung und Information des Patienten bereits am Anfang der Behandlung sind sehr wichtig. Mit Methoden der Verhaltenstherapie (Technik der Exposition und Reaktionsverhinderung – ERP) steht zur Behandlung von Zwangshandlungen ein effektives Verfahren zur Verfügung. Schwieriger erscheint die verhaltenstherapeutische Beeinflussung von Zwangsgedanken.

Als medikamentöse Therapie haben sich allein die serotonergen Antidepressiva als wirksam erwiesen. Ziel medikamentöser Therapie ist es, eine Basis für die Bearbeitung von stressreichen, Angst auslösenden Situationen zu schaffen.

Aussichten

Oft verstreicht zwischen dem Beginn der Störung und der Erstbehandlung viel Zeit, und die Erkrankung ist bereits chronisch geworden. Vor diesem Hintergrund muss die statistische Erfolgsrate der Behandlung gesehen werden – sie beträgt bis zu 60 Prozent.

Angehörige sollten auf die Symptome der Zwangserkrankung weder mit Übersehen noch mit Ärger reagieren, sondern unbedingt auf Behandlung durch erfahrene Therapeuten drängen.

Es gibt Kliniken, die sich auf Zwangserkrankungen spezialisiert haben. Bei frühem Beginn der Behandlung sind die Chancen auf Heilung oder wenigstens auf Besserung sehr gut!